PoolPfuhl



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Kuratiert von Carsten Saeger
mit Selin Wutzler & Teilnehmenden

24.09.22

Altes Stadtbad Leipzig 



Inspiriert durch das Werk De balneis Puteolanis, setzt sich Carsten Saeger in einer situativen Installation mit der verlassenen Architektur des Alten Stadtbades in Leipzig auseinander. Darin befragt er gemeinsam mit der Künstlerin Selin Wutzler die kulturelle Repräsentation und deren Verbindung zu Sehnsucht, Eskapismus und Heilung.

Keinem geringeren als Friedrich II. (1194-1250) widmete der Dichter Petrus de Ebulo (1170-1220) sein Werk De balneis Puteolanis*, welches als erste „gleichzeitig wissenschaftliche Abhandlung und poetisches Werk“ die hydrotherapeutische Wirkung der antiken Thermalquellen in Pozzuoli und Baia in der Nähe von Napoli beschreibt und um das Jahr 1220 erschien. Friedrich II. verehrte die antike Baukunst genauso wie die arabische Kultur, deren Einfluss auf die damalige Wissenschaft und Medizin dieses Manuskript bezeugen sollte. Besonders deutlich wird diese Verbindung in den Illustrationen zum Text. Darin bilden Kuppeln, Säulen und Bögen „byzantinischer Herkunft“ den Hintergrund für biblische Szenen in teils „orientalischer Art“, die sich in eine abstrakte Landschaft aus Vulkanen, Felsen, Höhlen und Wasser einfügen. Inmitten dieser wiederkehrenden Kompositionen, welche die Thermen Blatt für Blatt illustrieren, fallen besonders die nackten badenden Menschengruppen mit ihren Gesten auf. Sie berühren ihre erkrankten Körperteile und zeigen damit die Heilwirkung des jeweiligen Bades an. Die gedrängten Körper erinnern dabei an Szenen aus dem ,,Fegefeuer‘‘, wodurch eine Verbindung zwischen medizinischer Heilung und religiöser Heilsbringung gezogen wird – gleichzeitig galten die heißen Quellen damals auch als ein Eingang zur Hölle. Nicht zuletzt sollte das Werk dazu beitragen die antiken Bäder zu erhalten bzw. wiederherzustellen oder zumindest deren Inschriften in dem Lehrgedicht zu verarbeiten und damit zu konservieren.

In der Installation im Alten Stadtbad überlagern sich die verschiedenen historischen Ebenen und erschaffen neue Bilder, welche die Identität des Ortes hinterfragen und erfahren werden können. Unter Anmeldung finden Begehungen in Gruppen statt.

*Vgl. S. 139-209, Einführung (dt.), Silvia Maddalo in: Petrus de Ebulo, Nomina et Virtutes Balneorum: Seu, De Balneis Puteolorum et Baiarum. codice Angelico 1474, Roma, Istituto poligrafico e Zecca dello Stato, Libreria dello Stato, [1998]